Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Universitätsklinikum Magdeburg
Projektpartner im Konsortium MIRACUM


Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglichen detaillierte Einblicke in das Körperinnere. Sie liefern Ärztinnen und Ärzten z.B. wichtige Informationen für die Behandlung von Hirntumoren. Die Forschenden am Institut für Biometrie und Medizinische Informatik sind darauf spezialisiert, solche Bilder zu analysieren. Sie entstehen im medizinischen Alltag in großen Mengen – und lagern danach oft in den Archiven einzelner Kliniken. Die Medizininformatik-Initiative vernetzt diese Dateninseln ihrer Partner miteinander. Dafür haben die Magdeburger Expertinnen und Experten ein „Daten Repository“ entwickelt: Es speichert medizinische Bilddaten von Patientinnen und Patienten und kann daraus wichtige Informationen extrahieren, um diese mit allen relevanten klinischen Daten verknüpfen zu können: Welchen Befund ergab die Gewebeprobe? Mit welcher Therapie und welchem Erfolg wurde ein Tumor behandelt? Diesen wertvollen digitalen Erfahrungspool können Ärztinnen und Ärzte sowie Forschende mit Computerprogrammen analysieren. So lassen sich in den riesigen Datenbergen versteckte Muster erkennen, die dabei helfen, Krebspatientinnen und -patienten bestmöglich zu behandeln.
Die Expertinnen und Experten am Standort Magdeburg unterstützen aktuell folgendes Projekt der Medizin-Informatik-Initiative:
- Patientenzentrierte Forschung: Die deutschen Universitätskliniken wollen den selbst wahrgenommenen Gesundheitszustand der Menschen erfassen und daraus Informationen für eine bestmögliche Versorgung ableiten. Wie das gelingt – das zeigt die Medizininformatik-Initiative am Beispiel von Menschen mit dauerhaften körperlichen Beschwerden unklaren Ursprungs, bei Patientinnen und Patienten mit Nierentransplantation und bei von Magersucht Betroffenen.
In den vergangenen Jahren hat der Standort Magdeburg folgende Projekte der Medizininformatik-Initiative unterstützt:
- Krebsmedizin: Je mehr Ärztinnen und Ärzte über die spezielle Krebserkrankung jedes einzelnen Betroffenen wissen, desto besser und zielgerichteter können sie über die bestmögliche personalisierte Therapiemöglichkeit entscheiden. Um möglichst viele Informationen zu sammeln, sollen klinische und biomedizinische Daten – z.B. zu genetischen Veränderungen in Tumoren – an möglichst vielen Standorten übergreifend analysiert werden können.
- Lungenerkrankungen: Mithilfe von Datenanalysen können Ärztinnen und Ärzte chronische Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD besser diagnostizieren und wirkungsvoller behandeln.
- Klinische Studien: Damit der medizinische Fortschritt schneller bei den Menschen ankommt, sollen klinische Studien effizienter werden. Sie müssen wissenschaftlich belegen, dass neue Wirkstoffe oder Verfahren verträglich und wirksam sind, bevor sie Teil des medizinischen Alltags werden. IT-Lösungen helfen – unter strenger Beachtung des Datenschutzes – die Daten von Patientinnen und Patienten zu analysieren. Geeignete Personen können so schneller gefunden und zur Studienteilnahme eingeladen werden.
- Seltene Erkrankungen: Vereinheitlichte Fall-Dokumentationen und maßgeschneiderte IT-Lösungen unterstützen Behandelnde und Forschende dabei, Seltene Erkrankungen genauer zu verstehen und die medizinische Versorgung der Betroffenen zu verbessern.
Seltene Erkrankungen
Als Data-Sharing-Partner dieses Anwendungsfalls hat das Universitätsklinikum Magdeburg seine Routinedaten aufbereitet, die es bei der stationären Versorgung von Menschen mit Seltenen Erkrankungen gesammelt hat. Diese Daten wurden mit den von der Medizininformatik-Initiative bereitgestellten Software analysiert und die Ergebnisse den Partnern des Anwendungsfalls für Forschungszwecke datenschutzkonform zur Verfügung gestellt. Die organisatorischen und technischen Lösungen der Medizininformatik-Initiative sollen Forschenden sowie Ärztinnen und Ärzten künftig helfen, Seltene Erkrankungen besser zu verstehen, zu erkennen und zu behandeln.
Medizininformatik-Initiative: Use Case CORD-MII
Versorgungsatlas für Menschen mit Seltenen Erkrankungen
Klinische Studien
Klinische Studien bringen den medizinischen Fortschritt zu den Menschen. Denn bevor z.B. neue Medikamente den medizinischen Alltag verbessern, müssen diese Studien wissenschaftlich belegen, dass die Neuerungen wirksam und verträglich sind. Oft ist es aber schwierig, dafür genug geeignete freiwillige Probandinnen und Probanden zu finden und zur Studienteilnahme einzuladen. Die Folge: Der Medizinische Fortschritt kommt verspätet bei den Menschen an. Um das zu ändern, hat die Medizininformatik-Initiative – unter strenger Beachtung des Datenschutzes – die Patientinnen- und Patientendaten der an diesem Anwendungsfall beteiligten Universitätskliniken standortübergreifend recherchierbar gemacht. Das Magdeburger Institut für Biometrie und Medizinische Informatik hat IT-Lösungen entwickelt, die in diesem Datenpool geeignete Studienteilnehmende – z.B. Personen mit bestimmten Erkrankungen – schnell und effizient finden können. Das Magdeburger Koordinierungszentrum für Klinische Studien hat dies mit seinem einschlägigem Know-how und seiner langjährigen Erfahrung unterstützt.
Lungenkrankheiten
Die biologischen Mechanismen von Asthma und anderen Lungenkrankheiten unterscheiden sich von Patientin zu Patient im Detail. Damit Ärztinnen und Ärzte diese Krankheiten wirkungsvoller bekämpfen können, sollen Datenanalysen die verschiedenen Varianten einer Erkrankung den einzelnen Patientinnen und Patienten präziser zuordnen. Der Standort Magdeburg hat die Medizininformatik-Initiative dabei unterstützt, die über viele Kliniken und Forschungseinrichtungen verstreuten Daten zu den häufigsten chronisch entzündlichen Lungenkrankheiten aufzubereiten und standortübergreifend für Analysen nutzbar zu machen.
Onkologie
Bilder von Hirntumoren spielen bei ihrer Untersuchung und Therapie eine wichtige Rolle. Das Magdeburger Institut für Biometrie und Medizinische Informatik ist darauf spezialisiert, solche Bilder – z.B. aus der Magnetresonanztomographie – zu analysieren. Der Standort Magdeburg entwickelte IT-Lösungen, die nicht nur enorme Mengen dieser Bilder speichern, sondern sie auch mit anderen wichtigen Daten verknüpfen, z.B. mit den Befunden der jeweiligen Gewebeproben. Computer können diesen komplexen Datenpool analysieren und die Ergebnisse anschaulich darstellen. So helfen sie Forschenden und Behandelnden , Tumore besser zu verstehen und wirkungsvoller zu behandeln.
Medizininformatik-Initiative: Unterstützung für das Molekulare Tumorboard
Patientenzentrierte Forschung
Der Anwendungsfall „Patientenzentrierte Forschung“ soll dazu beitragen, dass der subjektive Gesundheitszustand von Patientinnen und Patienten an deutschen Universitätskliniken mit Hilfe von Fragebögen einfach gemessen und zusammen mit klinischen Parametern ausgewertet werden kann. Die Ergebnisse sollen helfen, die Lebensqualität der Menschen als zentrales Behandlungsziel stärker zu berücksichtigen.
Klinisch widmet sich die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Magdeburg in diesem Anwendungsfall der Magersucht und einem Spektrum an weiteren psychosomatischen Beschwerden. Technisch werden hierzu patientenberichtete Daten mittels einer digitalen Anwendung erhoben, die dann im Rahmen des Gesamtprojektes auf der geplanten Technologieplattform zu einem Kerndatensatz zusammengeführt und analysiert werden. Die erhobenen Daten werden genutzt, um aussagekräftige Anhaltspunkte für den Verlauf und die Behandlung von Erkrankungen zu gewinnen. Das Ziel ist es besser zu verstehen, wie sich Erkrankungen entwickeln und wie sie am besten behandelt werden. Außerdem nutzen die Forschenden diese Daten, um (teil)stationäre Therapien und Nachsorge in der Klinik noch stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten und Patientinnen anzupassen.
PCOR-MII – Patient-Centered Outcomes Research in der Medizininformatik-Initiative