Medizininformatik in Deutschland

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck

Projektpartner im Konsortium HiGHmed

Das Team des IT Center for Clinical Research (ITCR) am UKSH-Standort Lübeck ist darauf spezialisiert, IT-Lösungen rund um das Biobank- und Studienmanagement zu konzipieren. In Kooperation mit dem Interdisziplinären Centrum für Biobanking (ICB) beteiligt sich Lübeck an vernetzten Biobankprojekten wie der German Biobank Alliance (GBA), um eingelagerte Biomaterialien – z.B. Gewebe und Blutproben – sowie die daraus gewonnenen molekulargenetischen Daten qualitätsgesichert und abgestimmt mit Daten aus der klinischen Versorgung zusammenzuführen. Denn eine große standardisierte Datenbasis ist die Grundlage für diagnostische und therapeutische Fortschritte – etwa bei individualisierten Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten durch das molekulare Tumorboard am UKSH, Campus Lübeck.

Gemeinsam mit dem Kieler Institut für Medizinische Informatik und Statistik (IMIS) hat das ITCR-Lübeck das medizinische Datenintegrationszentrums des UKSH aufgebaut. Dieses Zentrum führt die Datenbestände des Universitätsklinikums campusübergreifend in einer zentralen Infrastruktur zusammen und unterstützt Versorgung und Wissenschaft gleichermaßen: Es stellt Ärztinnen und Ärzten sowie Forschenden digitale Werkzeuge zur Verfügung, mit denen sie Daten abfragen und analysieren können. Zugleich ist das Datenintegrationszentrum eine ideale Plattform für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Medizin.

Der Standort Lübeck beteiligt sich – zusammen mit weiteren Partner – an folgendem Anwendungsfall:

  • Krebsmedizin: Je mehr Ärztinnen und Ärzte über die spezielle Krebserkrankung jedes einzelnen Betroffenen wissen, desto besser und zielgerichteter können sie über die bestmögliche personalisierte Therapiemöglichkeit entscheiden. Um möglichst viele Informationen zu sammeln, sollen klinische und biomedizinische Daten – z.B. zu genetischen Veränderungen in Tumoren – an möglichst vielen Standorten übergreifend analysiert werden können.

Folgende bereits abgeschlossene Projekte hat das UKSH in Lübeck unterstützt:

  • Infektionskontrolle: Um Häufungen von Infektionen sowie mögliche Übertragungswege in Krankenhäusern schnell erkennen und eindämmen zu können, entwickelten Forschende ein computerbasiertes Frühwarnsystem. Während der COVID-19-Pandemie diente es bereits dazu, die Ausbreitung des Virus in Kliniken zu verhindern.
  • Daten zu Bioproben: Die Vernetzung von Biobanken und Datenintegrationszentren vergrößert die Basis der datenbasierten Gesundheitsforschung. Das hilft Forschenden, Krankheiten und ihre Varianten präziser zu erkennen und Therapien zu optimieren.

Im Rahmen des gemeinsamen Lehr- und Schulungsangebots von HiGHmed engagierte sich das ITCR-Lübeck in der Nachwuchsförderung. Dabei profitierte es von der Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Informatik (IMI) der Universität zu Lübeck. Dieses verantwortet federführend den Bachelor- und Masterstudiengang Medizinische Informatik. Es bringt eigene Lehrveranstaltungen in den Studiengang Humanmedizin ein und hat ein Promotionsprogramm für Medizinerinnen und Mediziner zu medizininformatischen Themen etabliert.

IT Center of Clinical Research (ITCR)
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH)
Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie am UKSH, Campus Lübeck
Molekulares Tumor Board am UKSH, Campus Lübeck

Onkologie

Krebs besser verstehen und neue Therapieoptionen finden – das ist die Aufgabe des Universitären Cancer Centers Schleswig-Holsteins (UCCSH). Hier setzen sich mit Onkologie, Pathologie, Bioinformatik und Medizinischer Informatik viele Disziplinen gemeinsam für eine optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten ein. Durch den Einsatz moderner genetischer Verfahren (Exom- und Transkriptom-Sequenzierung) haben die Expertinnen und Experten Zugriff auf ein breites Spektrum an Mutationsdaten sowie komplexen Biomarkern.

In Molekularen Tumorboards besprechen interdisziplinäre Teams Behandlungsoptionen und legen Therapieentscheidungen gemeinsam fest. Das Molekulare Tumorboard des UCCSH findet campusübergreifend alle 14 Tage für Kiel und Lübeck gemeinsam statt. Die Software der dafür verwendeten Plattform ist eng mit dem Krankenhausinformationssystem vernetzt und bietet daher allen beteiligten Kliniken Zugriff auf klinische sowie molekulare und genetische Daten der Patienten und Patientinnen. Die innovative Darstellung, die Integration von klinischen mit molekularen Daten sowie eine strukturierte Diagnostik bieten hier einen besonderen Vorteil für die klinische Versorgung und Forschung in personalisierter Onkologie.

Die Vorarbeiten der Medizininformatik-Initiative, sowie die Expertise der onkologischen Spitzenzentren in Deutschland werden im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs durch das aktuelle Projekt PM4Onco weiterentwickelt: An zahlreichen Standorten wird eine nationale Infrastruktur aufgebaut, die die standortübergreifende Nutzung von Daten aus der klinischen und biomedizinischen Forschung, aus der Befragung Betroffener und aus den Krebsregistern ermöglicht. Die Nutzung und Analyse dieser Daten soll künftig die Ärztinnen und Ärzte vor Ort noch besser dabei unterstützen, für ihre Patientinnen und Patienten die bestmögliche personalisierte Therapieentscheidung zu treffen.

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein bringt sich hier vor allem bei der nutzerzentrierten Entwicklung von innovativen Visualisierungsmethoden zur Unterstützung der Interpretation der komplexen genetischen und klinischen Daten der Patientinnen und Patienten ein.

Nationale Dekade gegen Krebs: Vernetzte Daten für bessere Therapieentscheidungen

Infektionskontrolle

Die Medizininformatik-Initiative hat ein elektronisches Frühwarnsystem (SmICS) entwickelt, das Ausbrüche resistenter Erreger in Krankenhäusern frühzeitig und automatisiert erkennen kann. Das System analysiert z.B. die Aufenthaltsorte der Patientinnen und Patienten sowie das Auftreten von Keimen. So können Erregerhäufungen und Übertragungswege identifiziert und schneller Maßnahmen ergriffen werden, die z.B. vor multiresistenten Keimen schützen.

Als einer der Standorte des Deutschen Zentrums für Infektions-Forschung (DZIF) brachte das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) seine langjährigen Erfahrungen und wertvolle Datensätze in diesen Anwendungsfall ein.

Medizininformatik-Initiative: Use Case Infektionskontrolle

Videos

DIFUTURE: Multiple Sklerose - Patientendaten nutzen, Therapien optimieren


HiGHmed: Herzschwäche besser behandeln – Betroffene als Forschungspartner


MIRACUM: Gemeinsam gegen COPD und Asthma


SMITH: Digitale Assistenz am Krankenbett


Die Medizininformatik-Initiative des BMBF – erklärt in 3 ½ min

Mit rund 160 Millionen Euro fördert das BMBF von 2018 bis 2021 die digitale Vernetzung von Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen. Der Animationsfilm zeigt, wie die Medizininformatik dazu beitragen wird, Krankheiten besser zu verstehen und wirkungsvoller zu behandeln. © BMBF


So funktioniert die Ein­willigung zur Daten­nutzung für die medizinische Forschung

Voraussetzung für das Forschen mit Daten ist die informierte Einwilligung der Patientinnen und Patienten in die Nutzung ihrer Daten. Wie funktioniert das genau? Wie lange werden die Daten gespeichert und wer darf sie nutzen? Wie wird der Datenschutz sichergestellt und was passiert bei einem Widerruf? © BMBF